Aufstellung des ausgeblendeten Themas
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Bei dieser Aufstellungsart werden folgende Teile als Repräsentanten aufgestellt:
Fokus
offizielles Thema
ausgeblendetes Thema
Das offizielle Thema steht für das von der Klientin präsentierte Anliegen, das ausgeblendete Thema für "etwas, um das es bei dem offiziellen Thema eigentlich auch noch geht". Wir nannten daher diese Aufstellungsart früher auch die "Aufstellung des eigentlichen Themas". Da es sich bei dem eigentlichen Thema jedoch nicht um ein dem offiziellen Thema vorgeordnetes Thema handelt und nicht um den Anspruch der Therapeutin, ein tieferes Wissen zu haben, änderten wir die Bezeichnung in den neutraleren Namen "Aufstellung des ausgeblendeten Themas".
Die drei Teile der Aufstellung des ausgeblendeten Themas können dabei alternativ unter anderem parallel zu folgenden jeweils drei Teilen der Problemaufstellung gesehen werden: Fokus, Ziel, Hindernis oder Fokus, Ziel, Gewinn oder Fokus, Ziel, künftige Aufgabe. Fokus, Ziel, Hindernis oder Gewinn oder zukünftige Aufgabe können dabei auch einen Ausgeschlossenen aus der Familie repräsentieren. Die Grammatik der Aufstellung des ausgeblendeten Themas lässt sich häufig anhand der Grammatik einer partiellen Problemaufstellung verstehen. Manchmal ist es auch hilfreich, die Problemaufstellung als Hintergrundgrammatik der partiellen Familienaufstellung und manchmal des Tetralemmas zu verwenden. Die Aufstellung des ausgeblendeten Themas ist besonders gut für verdecktes Arbeiten geeignet.
Aufstellung ohne Aufsteller
Eine weitere Form einer TITAN ist die Aufstellung ohne Aufsteller, bei der die Originale sich selbst repräsentieren (unter Tranceanweisung der LeiterIn bzw. GastgeberIn in den Zustand der repräsentierenden Wahrnehmung für sich selbst gehen) und unter Anleitung der LeiterIn bzw. GastgeberIn sich vom gemeinsamen Anliegen des Teams aufstellen lassen.
Coretransformations-Aufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Sie geht zurück auf den Coretransformationsprozeß, den Connirae, Steve und Tamara Andreas im NLP entwickelt haben und den Siegfried Essen für die innere Arbeit an Grundüberzeugungen bei der systemischen Arbeit mit spirituellen Themen modifiziert hat. Wir haben diesen Prozess dann in eine Aufstellungsform umgewandelt.
Bei dieser Aufstellung werden der Fokus, eine einschränkende Grundüberzeugung (oder ein Symptom oder eine Fragestellung) und meist vier gute Absichten dahinter mittels RepräsentantInnen aufgestellt. Bei der letzten Absicht hinter dem Fokus gelangen wir im allgemeinen an eine tiefe spirituelle Quelle, von der dann alle anderen RepräsentantInnen nehmen können. Auch diese Aufstellungsart dient der Öffnung von Ressourcen und der Umwandlung von Symptomen.
Drehbuchaufstellungen
Bei Drehbuchaufstellungen liegt kein Therapie- oder Beratungsauftrag vor; hier geht es eher um die Exploration unterschiedlicher Umgestaltungs-möglichkeiten der schon vorliegenden Teile des Drehbuchs, die Einführung oder Weglassung von Figuren, Fragen der Kohärenz oder Überfrachtung von Themen, sowie um unterschiedliche Fortführungsmöglichkeiten einer begonnenen Geschichte oder die Ausgestaltung der Details eines Treatments. Die auf der Grammatik der SySt® aufbauenden Drehbuchaufstellungen erlauben auch ein experimentelles Vorgehen, das im therapeutischen oder beraterischen Bereich höchst problematisch oder unzureichend wäre, hier jedoch genau dem Anliegen der KlientInnen entspricht. Wir haben daher einige der Gesetzmäßigkeiten für die Systemischen Strukturaufstellungen erst bei der Beschäftigung mit diesem Bereich entdeckt.
Als spezielle Technik für Drehbuchaufstellungen entwickelten wir unter anderem die simultane partiell spontane Veränderung durch die Repräsentanten. Dabei werden alle RepräsentantInnen aufgefordert, auf ein gemeinsames akustisches Signal hin ihren Veränderungsimpulsen mit bestimmten einschränkenden Bedingungen spontan zu folgen.
Wir haben dabei folgende Wirkungsmuster mit erstaunlicher Konstanz beobachtet:
- wenn ein Fünftel, Sechstel oder kleinere Teile des spontanen Veränderungsimpulses ausgeführt werden sollen, erhält man Miniaturveränderungen einer Szene, die im wesentlichen Analogien zu einer frame by frame analysis entsprechen
- wenn ein Viertel des spontanen Veränderungsimpulses ausgeführt werden soll, erhält man in der Regel größere relevante Teilsequenzen, bzw. Hauptabschnitte einer Szene
- wenn ein Drittel des spontanen Veränderungsimpulses ausgeführt werden soll, erhält man im allgemeinen die nächste Szene
- wenn die Hälfte des spontanen Veränderungsimpulses ausgeführt werden soll, gelangt man meist zum Ende des Drehbuchs oder etwas darüber hinaus
- lässt man im Anschluss an die Durchführung der Hälfte des spontanen Veränderungsimpulses weitere partiell spontane Veränderungen erfolgen, geht die Geschichte in der Regel über den Spannungsbogen hinaus und wird häufig langweilig
- wenn der volle spontane Veränderungsimpuls ausgeführt wird, geht die Geschichte über den möglichen Veränderungsrahmen hinaus und man erhält absurde Abläufe.
Auf der Beobachtung der relativ konstanten Wirkung dieser simultanen partiell spontanen Veränderungsinduktionen für RepräsentantInnen in SySt®, die wir inzwischen auch über den engeren Bereich der Drehbuchaufstellungen hinaus sparsam einsetzen, beruht unsere "Varga-Sparrersche Gangschaltung" für simultane partiell spontane Modifikation von Strukturaufstellungsbildern.
Wir verwenden dabei eine an die RepräsentantInnen der Aufstellung gerichtete Aufforderung der Form:
"Achtet jetzt bitte alle genau darauf, was Ihr in dieser Situation gerne ändern würdet - ohne diese Änderungen schon durchzuführen! Achtet dabei insbesondere auf die Bewegungsimpulse und Wünsche nach Haltungsveränderungen, die in Euch auftauchen, wenn Ihr herumschaut und die anderen wahrnehmt. Und wenn ich dann klatsche, dann macht bitte genau ... (ein Sechstel, ein Viertel, ein Drittel, die Hälfte ...) der Bewegung oder Veränderung, die Ihr wünschtet."
Mit den oben angegebenen Beobachtungen über die relative Konstanz der Wirkungsmuster erhalten wir eine Fünf-Gang-Schaltung. Wenn in die obige Induktion folgende Formulierungen eingefügt werden, ergibt dies die unten in der Tabelle aufgeführten entsprechenden Gangschaltungen:ein Fünftel, ein Sechstel, - den "frame by frame analysis" - Gang oder kleiner ein Viertel - den Gang für Hauptabschnitte für Szenen, ein Drittel - die Gangschaltung zur nächsten Szene, die Hälfte - die Gangschaltung zum Ende des Drehbuchs oder kurz darüber hinaus und das Ganze - die absurde Gangschaltung (die den Rahmen der Geschichte überstrapaziert). Bei den Drehbuchaufstellungen können wir folgende Untertypen (nach Varga v. Kibéd ) unterscheiden:
Aufstellung der Haupt- und Nebenrollen
Hier können die Autoren Einblick in das dynamische Beziehungsgeflecht ihrer Haupt- und Nebenfiguren und gewinnen.
Aufstellung der Hauptcharakterzüge
Diese Aufstellung hilft den AutorInnen, eine oder mehrere Personen ihres Drehbuch besser zu verstehen und Einblick in die Motivationslage und das zukünftige Verhalten dieser Personen zu gewinnen. Bei Schreibproblemen werden hier häufig auch Resonanzen zum System der Autorin deutlich und können gegebenenfalls modifiziert oder aufgelöst werden. (Dabei ergibt sich manchmal ein Grenzbereich der therapeutischen / beraterischen zu den kreativitätsfördernden Anwendungen der SySt)
Supervisionsaufstellungen für DrehbuchautorInnen
Hier werden die DrehbuchautorInnen gemeinsam mit den Personen des Drehbuchs aufgestellt und ihre Beziehungen und eventuelle Verwicklungen mit den Personen ihres Drehbuchs sichtbar.
Mehrperspektivische Drehbuchaufstellungen
Hier können auch externe Perspektiven berücksichtigt werden, wie z.B. die Perspektive der bisherigen Zuschauer einer Serie, der intendierten Adressatenkreise eines neuen Films, der Produzenten und Geldgeber, des Regisseurs, der Medien und Kritiker, sowie das Verhältnis mehrerer am Drehbuch beteiligter AutorInnen zueinander.
Bei der Arbeit mit DrehbuchautorInnen haben sich auch Tetralemma- , Problem- und Glaubenspolaritätenaufstellungen zur Lösung von Kreativitätsblockaden gut bewährt.
Diese Formen der SySt lassen sich auch auf Film- und Theaterregie anwenden. Auch hier können Haupt- und Nebenpersonen, die Charakterzüge der Hauptfiguren, Filmszenen, das Beziehungsgeflecht zwischen Schauspielern, Regisseur, Produzent und Publikum u.a. aufgestellt werden.
Bei Aufstellungen für professionelle Märchenerzähler (nach Varga v. Kibéd) eignen sich spezifische Varianten
- gemischt-symbolischer Aufstellungen (Märchenaufstellungen) und
- Aufstellungen zur Klärung der Vermischung von Familienkonflikten mit der erzählten Geschichte, in Form von kombinierten Aufstellungen von Märchenaufstellungen mit partiellen Familienaufstellungen
Familienstrukturaufstellung
Darunter verstehen wir SySt® Aufstellungen, bei denen für Systeme aufgestellt wird, die nur aus Personen bestehen, z.B. Familiensysteme, Teams, Gruppen. Hierunter fallen z.B. die Familienstrukturaufstellung (FSA), Teamstrukturaufstellung (TSA), teaminterne Aufstellung (TITAN) und Konfliktaufstellung (KonflA).
Bei der Familienstrukturaufstellung (FSA) wird die Gegenwartsfamilie (Eltern, Kinder, vorherige Partner, Halbgeschwister), die Herkunftsfamilie (Vater, Mutter, Geschwister, Halbgeschwister, Großeltern, Urgroßeltern, Tanten und Onkel) oder beide in Kombination aufgestellt. Die FSA unterscheidet sich vom Familienstellen durch ihre Grammatik, systemische Auftrags- und Kontextklärung, konstruktivistische Sichtweise und lösungsfokussierte Haltung und Ausrichtung.
Glaubenspolaritätenaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Diese geht zurück auf die Einteilung religiöser Systeme nach ihrer primären didaktischen Betonung bei Frithjof Schuon. Je nachdem, ob Erkenntnis, Liebe oder Ordnung (Pflicht) die Grundbegrifflichkeit der jeweiligen Religion prägt, können wir z.B. bei den verschiedenen Yoga- Formen zwischen Jnana-, Bhakti- und Karma-Yoga unterscheiden.
Bei der Glaubenspolaritätenaufstellung wird mit den Orten Erkenntnis, Liebe und Ordnung ein Dreieck aufgespannt, in das der Fokus als Repräsentant hineingestellt wird. Ziel dieser Aufstellung ist es, dass der Fokus von diesen drei Kraftquellen, Erkenntnis, Liebe und Ordnung, unbehindert nehmen kann. Dies ist zunächst meist nicht der Fall, da durch die Erziehung oder andere biographische Aspekte der Zugang zu diesen Quellen häufig behindert wird. In der Aufstellung werden diese Behinderungen aufgedeckt und, ohne auf das Warum der Behinderung einzugehen, der Zugang zu den Kraftquellen geöffnet.
Wie bei der Tetralemmaaufstellung unterscheiden wir hier eine freie und eine feste Glaubenspolaritätenaufstellung, je nachdem, ob wir zunächst Orte oder designierte Orte von der Klientin stellen lassen.
Meist verwenden wir die Glaubenspolaritätenaufstellung zur Modifikation von Glaubenssätzen. Hierfür lassen wir die Klientin ihrem Fokus ihren belastenden Glaubenssatz ins Ohr flüstern. Wenn der Fokus diesen anschließend in der für die Klientin passenden Weise ausspricht, kann die Aufstellung beginnen. Falls dies nicht der Fall ist, wiederholt die Klientin ihren Glaubenssatz für den Fokus noch einmal. Während der Aufstellung wird der Fokus öfters nach diesem Glaubenssatz gefragt. Dadurch kann direkt beobachtet werden, zu welchem Zeitpunkt und bei welchem Ritual er sich in welcher Weise ändert. Manchmal vergisst der Fokus auch den belastenden Glaubenssatz einfach.
Die Glaubenspolaritätenaufstellung kann auch als Metaaufstellung verwendet werden. Hierbei spannt die Glaubenspolaritätenaufstellung den Rahmen für eine weitere Aufstellung auf. So kann z.B. eine Familien- oder Organisationsaufstellung innerhalb einer Glaubenspolaritätenaufstellung stattfinden. Der Vorteil hierbei ist, dass die Kraftquellen die Intensität der Konflikte des innerhalb aufgestellten Systems abmildern. Sie sorgen für einen Ressourcenraum, der die aufgestellten Repräsentanten schützt.
Die Glaubenspolaritätenaufstellung kann immer dann angewendet werden, wenn es darum geht, Ressourcen zu finden und eigenes Handeln zu stärken.
Konfliktaufstellung
Die Konfliktaufstellung ist die Rekonstruktion einer versehentlichen Aufstellung zur Auflösung entstandener Kontextüberlagerungen: Wir fassen die Entstehung von rätselhaften, meist plötzlich eintretenden Konflikten als eine Art Aufstellung auf, die, ohne dass dies jemand beabsichtigt, versehentlich abläuft, sodass die am Konflikt Beteiligten in eine Repräsentation von anderen Personen „hineinrutschen“. In der KonflA werden die dadurch entstandenen Kontextüberlagerungen erst rekonstruiert und anschließend aufgelöst.
Eine Aufstellung, bei der geklärt wird, welche Aspekte eines bestimmten Anliegens des Klienten in welchen Kontext (z.B. den privaten oder den Organisationskontext) gehören.
Körperaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Bei dieser Aufstellungsart werden einzelne Körperteile, Organe und Körpersysteme, die die Klientin für ihr Anliegen für relevant hält, als Repräsentanten aufgestellt und im zweiten Bild auf Anregung der Therapeutin durch ausgeblendete Körperteile, Organe und Körpersysteme ergänzt. Äußere Einflüsse und Hilfsmittel (Medikamente, Krücken, medizinische Behandlungen) können je nach Anliegen der Klientin mittels Repräsentanten dazugestellt werden.
Die Aufstellung zeigt die Beziehungen der Teile untereinander und ermöglicht eine bessere Kommunikation sowie unterstützende Prozesse unter den einzelnen Teilen. Sie hilft aufzuzeigen, wo ein guter Platz im inneren Bild für Hilfsmittel ist und welche äußeren Einflüsse die zum Körper gehörigen Teile eher beeinträchtigen oder stützen. Medizinische Behandlungen können auf diese Weise wirkungsvoll ergänzt werden. Die Körperaufstellung ist kein Ersatz für eine medizinische Behandlung, sondern kann eine solche unterstützen und auf andere nützliche Aspekte hinweisen.
Körper-Strukturaufstellung
(Insa Sparrer)
Bei dieser Aufstellung werden im Gegensatz zur Körperaufstellung noch zusätzlich ausgeblendete Familienmitglieder, die für das Anliegen der Klientin relevant sind, aufgestellt. Damit stellt die Körper-Strukturaufstellung eine Kombination von Körperaufstellung und Familienaufstellung dar. Im Mittelpunkt dieser Aufstellung stehen Rückgaberituale zwischen Körperteilen und Familienmitgliedern zur Auflösung von Verstrickungen.
Lösungsaufstellung
Die Lösungsaufstellung besteht aus Teilen des lösungsfokussierten Interviews.
In einer Lösungsaufstellung werden folgende Teile aufgestellt:
- der Fokus (Repräsentantin der Klientin),
- das Ziel,
- die Ausnahmen,
- das Wunder und
- der Kontext des Wunders.
Diese fünf Teile sind alle RepräsentantInnen im engeren Sinne. Sie können als Koordinaten, auf denen sich das Problem zeigt, aufgefasst werden. In ihrer Anordnung zueinander können wir die Beziehungsstruktur zwischen Fokus, Ziel, Ausnahmen, Wunder und seinem Kontext erkennen. Welcher Teil des Problems auf welchen der Teile der Lösungsaufstellung abgebildet wird, lässt sich im Voraus nicht sagen. In dieser Hinsicht ist die Lösungsaufstellung nicht kanonisch – es gibt keine mechanische Übersetzung.
Lösungsgeometrisches Interview
Verbindung von Systemischer Strukturaufstellung und lösungsfokussiertem Interview, bei der Repräsentanten stellvertretend Fragen beantworten.
Metaaufstellungen (die Aufstellung in der Aufstellung)
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Hier haben wir es mit einem hierarchisch über- und einem hierarchisch untergeordneten System zu tun. Das hierarchisch übergeordnete System bildet dabei den Rahmen für das hierarchisch untergeordnete System. Als Metaaufstellung sind z.B. die Glaubenspolaritätenaufstellung, die Zielannäherungsaufstellung, die Neunfelderaufstellung und die Tetralemmaaufstellung geeignet.
Sie können jeweils einen Kontext aufspannen, in dem andere Aufstellungen, wie z.B. Familien-, Organisations- oder politische Aufstellungen stattfinden können.
Eine Metaaufstellung bietet verschiedene Vorteile:
- Bei einer Glaubenspolaritätenaufstellung wirken die Pole als Ressourcen und geben Schutz und Kraft, sobald sie von persönlichen Anteilen gereinigt sind. Sie können dann als überpersönliche Kraftquellen für die Aufstellung in der Glaubenspolaritätenaufstellung ausgleichend wirken.
- Bei der Zielannäherungsaufstellung gibt die Zeitlinie eine Richtung vor, so dass Schritte in die Zukunft in Form von Probehandeln erfolgen können.
- Bei der Tetralemmaaufstellung geben die verschiedenen Positionen Schritte in einem Prozess an.
Multiple Entscheidungsaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Hier werden mehr als zwei Alternativen aufgestellt. Die einzelnen Alternativen und der Fokus werden als Repräsentanten gestellt. Diese Aufstellungsart verdeutlicht, wie die Entscheidung für die einzelnen Alternativen erlebt wird und welche Konsequenzen die Entscheidung mit sich bringt. Statt "Beides" im Tetralemma wird hier "All dies", statt "Keines von Beiden" eher "Nichts von alledem" gestellt.
Problemaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Es werden die Teile, die aus unserer Sicht zur "Grammatik" (im Sinne des späten Wittgenstein) des Wortes "Problem" gehören, aufgestellt. Es handelt sich dabei um folgende Teile:
Fokus
Dies ist die Trägerin des Problems. Dies kann eine Einzelperson oder eine Gruppe betreffen. Der Fokus ist insofern erforderlich, als ohne eine Trägerin des Problems dieses eben für niemanden relevant ist. Wir haben es sonst mit einem akademischen Problem zu tun, über das nachgedacht und diskutiert wird, das also möglich wäre, aber das sich zur Zeit noch in keiner Beziehungsstruktur zeigt.
Ziel
Ohne Ziel hätten wir kein Problem, sondern einen unklaren Zustand, etwa den eines Besuchers im Sinne der SFT. Jedes Problem setzt voraus, dass ein gewünschtes Ziel nicht erreicht werden kann. Das Ziel kann dabei natürlich auch die Nichtveränderung des Zustands sein.
Hindernisse
Wenn man von einem Problem hört, denkt man zunächst an auftretende Hindernisse. Ohne Hindernis hätten wir im allgemeinen kein Problem, da sich dann nichts der Zielerreichung in den Weg stellen könnte. Wir verwenden für die Problemaufstellung meist ein bis drei Hindernisse. Gibt es noch mehr Hindernisse, so werden sie in drei Gruppen zusammengefasst.
Die Hindernisse wandeln sich im Verlauf der Aufstellung um, zunächst in Schutzwälle und dann in Helfer. Hier findet während der Aufstellung ein internes Reframing statt. Wir sprechen daher von Repräsentanten mit intendiertem Mehrfachreframing.
Ressourcen
Bei den SySt® gehen wir, wie dies auch in der SFT der Fall ist, davon aus, dass KlientInnen alle Ressourcen, die sie zur Lösung des Problems benötigen, bereits haben. Wenn wir erst etwas lernen müssen, um ein Problem zu lösen, sprechen wir eher von einer Schwierigkeit als von einem Problem. Ein Beispiel hierfür wäre das Erlernen von neuen Fähigkeiten. Psychologische Probleme sind dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung in uns liegt und wir bereits alle dafür nötigen Ressourcen besitzen, also nichts mehr erlernen müssen, um das Problem zu lösen.
Gewinn
Dies ist der Nutzen, der dadurch entstand, dass das Problem noch nicht gelöst ist. Der Gewinn ist häufig bei einem Problem nicht bekannt. Manchmal besteht er auch nur in einer Energieeinsparung. Solange wir das Problem haben, müssen wir nichts ändern und können unserer alltäglichen Routine folgen. Die Problemlösung erfordert eine Änderung, die mit der Aufgabe der Routine verbunden ist und Kraft und Aufmerksamkeit erfordert. In dieser Hinsicht ist oft die Lösung des Problems schwerer als das Weiterleiden am Problem.
Da der Gewinn für die Lösung des Problems in der gegenwärtig bestehenden Form aufgegeben werden muss, wird er zum Preis, der zu bezahlen ist für die Lösung des Problems. Es ist jedoch wichtig, dass er in der Lösung auf irgendeine Weise berücksichtigt wird. In dieser Berücksichtigung wird er zur Kostbarkeit, die auf neue Weise wiedergewonnen wird. Der Gewinn wird in der Problemaufstellung auch als ein Repräsentant mit intendiertem Reframing dargestellt.
Zukünftige Aufgabe
Wenn das Ziel erreicht ist, gibt es im allgemeinen danach eine neue Aufgabe, die es dann zu verwirklichen gilt. Manches Problem besteht auch darin, dass der zweite Schritt vor dem ersten getan wird. In diesem Fall wurden zukünftige Aufgabe und Ziel verwechselt.
Die Berücksichtigung der zukünftigen Aufgabe ist auch dann erforderlich, wenn die künftige Aufgabe die Klientin vor noch größere Probleme stellt als die Erreichung des Ziels. Wir finden eine derartige Konstellation bei beruflichen Abschlussprüfungen, wenn die Unsicherheit der Stellensuche höhere Anforderungen an die Klientin stellt als das Lernen auf die Prüfung. In solchen Fällen kann aus Angst oder unbewusster Scheu vor der künftigen Stellensuche die Erreichung des gegenwärtigen Ziels zum Problem werden. Die künftige Aufgabe stellt hier den Kontext des Ziels dar.
Alle diese Teile der Problemaufstellung werden als Repräsentanten im engeren Sinn aufgestellt. Die Problemaufstellung dient für verschiedene andere Systemischen Strukturaufstellungen als Grammatik. Dies bedeutet, dass diese anderen Systemischen Strukturaufstellungen durch Teile der Problemaufstellung ergänzt werden können.
Aufgrund ihrer sehr allgemeinen Grammatik sind Problemaufstellungen für fast alle Anliegen geeignet, da die meisten Anliegen als Probleme in diesem Sinn rekonstruierbar sind. Wir können die Problemaufstellung als ein Koordinatensystem auffassen, dessen Koordinaten die einzelnen Teile der Problemaufstellung sind. Andere Systemische Strukturaufstellungen bieten andere Koordinaten zur Darstellung des Anliegens der Klientin an. Welche Koordinaten wir wählen, ist von der Fragestellung abhängig. Anliegen lassen sich häufig in verschiedenen Systemischen Strukturaufstellungen darstellen.
Personensystemaufstellung
Bei einer Personensystemaufstellung werden die Personen aufgestellt, die für das jeweilige Anliegen relevant sind. Für die Stellungsarbeit werden besonders die Prinzipien der Zugehörigkeit und Reihenfolge angewendet. Die Prinzipien für Immunkraftbildung und Individuation finden Ausdruck in rituellen Sätzen.
Die PSA kann insbesondere eingesetzt werden:
• zur Klärung und Auflösung von Konflikten
• für Versöhnungsarbeit
• zum Gewinnen eines Überblicks über ein größeres Personensystem
• um ausgeblendete Themen zu finden (diese zeigen sich anhand der Befindlichkeiten der RepräsentantInnen oder indem ein oder mehrere RepräsentantInnen auf etwas Bestimmtes schauen; an dieser Stelle kann mit der kataleptischen Hand geprüft werden, ob ein neuer Teil ergänzt werden muss)
• zur Verdeutlichung der Beziehungsstruktur zwischen Personen
• zum Verständnis vergangener Abläufe; hierbei werden die RepräsentantInnen gebeten, ein Drittel ihres Impulses auszuführen.
Die PSA kann ein ganzes System abbilden, z. B. eine Gegenwartsfamilie oder auch nur ein Teilsystem, das für eine bestimmte Fragestellung relevant ist, z. B. Vater und Sohn. Dies wäre dann eine partielle FSA.
Sprachliche Oberflächenstrukturaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Bei dieser Aufstellungsart werden zentrale Sätze im Weltbild der Klientin aufgestellt. Wir lassen die Klientin ihr Problem selbst in ein oder zwei Sätzen zusammenfassen, bzw. ausdrücken oder greifen eine besonders markante Formulierung aus ihrer Problemschilderung heraus. Die grammatischen Segmente dieses Satzes werden dann als Repräsentanten aufgestellt. Als Hintergrundgrammatik dient hier häufig die Problemaufstellung, manchmal auch eine partielle Familienaufstellung oder die Tetralemmaaufstellung. In den Segmenten des zentralen Satzes der Klientin finden wir häufig die Teile der Problemaufstellung wieder. Meist fehlt der Gewinn, den die Therapeutin dann als zusätzlichen Teil ergänzen kann.
Diese Aufstellungsart ist insbesondere dann geeignet, wenn die Klientin verschiedene Probleme anbietet und durch die Aufforderung, ihre Probleme in zwei Sätzen zu bündeln, gezwungen wird, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch wenn KlientInnen einen Satz als ein immer wiederkehrendes Muster ihrer Probleme bezeichnen, kann die sprachliche Oberflächenstrukturaufstellung für dieses Anliegen die passende Struktur liefern.
Supervisionsaufstellungen
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Zur Supervision können alle Systemischen Strukturaufstellungen herangezogen werden, sobald mit doppeltem Fokus gearbeitet wird. Grundsätzlich werden das zu supervidierende System und die Therapeutin, bzw. die Beraterin aufgestellt.
Wir haben es hier also immer mit mindestens zwei Systemen zu tun. Die zu beantwortende Frage bezieht sich auch auf die Beziehung dieser beiden Systeme zueinander. Für das zu supervidierende System können z.B. Familienaufstellung, Organisationsaufstellung, Konfliktaufstellung, Problemaufstellung usw. verwendet werden.
Für die Therapeutin, bzw. Beraterin wird eine Repräsentantin gestellt. Mit diesem Aufstellungstypus können wir Fragen beantworten, wie
- Wo ist ein günstiger Platz für die Therapeutin relativ zum beratenden System?
- Wie sieht die Klientin die Therapeutin?
- Was braucht das System der Klientin?
- Was wurde im System der Klientin von der Therapeutin übersehen?
- Welches könnte ein nächster Schritt für das System der Klientin sein?
Teaminterne Teamaufstellung
Die teaminterne Teamaufstellung wird mit den Mitgliedern des Teams selbst durchgeführt.
Bei der teaminternen Aufstellung mit iteriertem RepräsentantInnentausch (ART) ist insbesondere zu beachten, dass:
- kein Teammitglied sich selbst repräsentiert
- die RepräsentantInnen häufig ausgetauscht werden, damit keine neuen Projektionen entstehen (häufige Permutation der RepräsentantInnen)
- kein Teammitglied einen Gesichtsverlust erleidet
- die Allparteilichkeit gewahrt bleibt.
Teamstrukturaufstellung
Bei der Teamstrukturaufstellung werden die Mitglieder eines Teams, repräsentiert durch externe, also nicht zum Team gehörige RepräsentantInnen, aufgestellt.
Teaminterne Teamaufstellung
Eine systemische Strukturaufstellung, die in einem Team erfolgt, ohne zusätzliche teamexterne Repräsentanten.
Tetralemmaaufstellung
(Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd)
Diese Aufstellungsart baut auf dem negierten Tetralemma, einer Argumentationsform aus der indischen Logik, auf. Das Tetralemma oder Catuskoti ist eine Argumentationsform aus der indischen Logik, die bei Gericht verwendet wurde. Es wird hierbei zwischen der Position des Klägers, des Angeklagten, der Position, dass beide recht haben, und der Position, dass keiner recht hat, unterschieden. Das negierte Tetralemma geht zurück auf Nagarjuna, den Begründer des Madhyamika-Buddhismus, der die Argumentationsform des Tetralemmas kritisierte, indem er alle diese vier genannten Positionen verneinte und, als er gefragt wurde, ob er hier nicht eine neue Position einnehme, antwortete: "Ich habe nie einen Standpunkt eingenommen."
Die vier Positionen, das Eine, das Andere, Beides und Keines von Beidem, und die fünfte Nichtposition bilden den Ausgangspunkt der Tetralemmaaufstellung. Die vier Positionen werden als Orte gestellt, die fünfte Nicht-Position als freies Element. Die Vertreterin der Klientin wird als Repräsentantin gestellt. Das Argumentationsschema aus der indischen Logik haben wir durch eine Ablauffolge ergänzt und aus dieser die Tetralemmaaufstellung gebildet. Sie ist besonders geeignet für entweder-oder Situationen, bei denen die beiden Pole dieser Situation als die Positionen "das Eine" und "das Andere" genommen werden können. Die Position "Beides" weist auf die übersehene Vereinbarkeit der beiden Pole hin, die Position "Keines von Beidem" auf übersehene Kontexte. Die fünfte Nichtposition stellt eine wesentliche Musterunterbrechung dar. Diese kann z.B. zum Ausdruck kommen durch Humor, Ernsthaftigkeit oder den Verzicht auf Bewertung.
Im Gegensatz zu anderen Systemischen Strukturaufstellungen wird die Tetralemmaaufstellung von der Prozessarbeit dominiert. Keine der vier Positionen und nicht einmal die fünfte Nicht-Position sind "besser" als eine andere Position. Die fünfte hat den Vorzug, weniger rigide zu sein. Bei der Tetralemmaaufstellung geht es darum, den nächsten Schritt in einem Entwicklungsprozess zu finden. Nach der fünften Nicht-Position kann wieder eine neue erste Position eingenommen werden, denn diese fünfte stellt sich selbst in Frage. Die fünfte Nicht-Position kann zu einer neuen Haltung führen. Auch wenn wir es mit Schritten in einem Entwicklungsprozess zu tun haben, so gibt es nicht eine beste Position, sondern nur nächste Schritte, die für den jeweiligen Kontext die günstigsten sind.
Nach der fünften Nicht-Position wird gelegentlich der bisher durchlaufene Prozess vergessen und nochmals zur vergangenen ersten Position zurückgekehrt. Wir sprechen dann von einem Rückfall. Betrachten wir diesen wertneutral, so können wir davon sprechen, dass der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung noch nicht gekommen sei. Auch wenn jemand nach einer eingenommenen fünften Nicht-Position wieder die vergangene erste Position einnimmt, obwohl er sich an den vergangenen Prozess erinnert, so kann dies für ihn zur Überprüfung nötig und ein notwendiger Schritt für eine stabile Veränderung sein. Wir sprechen hier von einer Ehrenrunde im Sinne von Gunther Schmidt, der diesen Begriff in diesem Kontext einführte. Wenn jemand bei einer Ehrenrunde nicht denselben vergangenen Prozess durchläuft, aber gewissermaßen "den gleichen in Grün", so haben wir es mit einer Symptomverschiebung zu tun. Auch diese kann im Entwicklungsprozess eine wichtige Stufe, um Einsicht zu gewinnen, darstellen. Erst wenn nach der fünften Nicht-Position ein kreativer Sprung auf eine neue Ebene mit einer völlig neuen ersten Position vollzogen wird, sprechen wir von einer neuen ersten Position. Der für die Klientin passende nächste Schritt ist der für sie größtmögliche im gegebenen Kontext.
Die Tetralemmaaufstellung findet Anwendung bei Dilemmata, Entscheidungssituationen und bei der Vermittlung zwischen zwei Konfliktparteien. Wir unterscheiden freie und feste Tetralemmaaufstellungen, je nachdem, ob wir im Anfangsbild zunächst Orte oder designierte Orte stellen lassen. Wenn wir mit zwei Konfliktparteien arbeiten, verwenden wir häufig zwei Foki für die Tetralemmaaufstellung.
Zielannäherungsaufstellung
Die Zielannäherungsaufstellung ist eine verkürzte Version der Neunfelderaufstellung. Sie kann zu einer Neunfelderaufstellung ergänzt werden. Sie stellt gegenüber der Neunfelderaufstellung eine Komplexitätsreduktion dar und ist häufig für die Klientin leichter nachvollziehbar.
Teile der Zielannäherungsaufstellung
- der Fokus (Repräsentantin),
- eine Zeitlinie (nichtpersonaler Ort),
- das Ziel (Repräsentantin),
- das Wunder (Repräsentantin),
- den Kontext des Wunders, z.B. die Ausgeschlossenen (RepräsentantInnen) .
Eine Aufstellung zeigt nicht eine Wirklichkeit an sich auf, sondern immer eine Wirklichkeit aus der Perspektive einer sie betrachtenden Person. Damit sagt eine Aufstellung etwas über die Sicht des Aufstellenden aus, aber nicht etwas über eine gemeinsame Wirklichkeit. Natürlich kann die Sicht des Aufstellenden sich mit den Perspektiven der in der Aufstellung vorkommenden Personen decken, sie muss es aber nicht zwangsläufig.
Aufstellung mit einer Zeitlinie und den Feldern:
- interner Kontext
- Grenze
- externer Kontext
jeweils für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie fernere Zunkunft.