Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen - für Querdenker und solche, die es werden wollen
Gegensätzliche Optionen und Handlungsmöglichkeiten machen Entscheidungen schwer, unerträglich oder manchmal sogar unmöglich? – Ganz im Gegenteil: Diese Schule des Querdenkens befähigt die Leser, Fragen, Probleme und Entscheidungssituationen völlig neu und auf gute Lösungen hin zu strukturieren. Nach einer humorvollen Präsentation der selbstgebauten Hindernisse in scheinbar kreativen Denk- und Lösungsmustern stellen die Autoren ausführlich ihre Tetralemma-Arbeit vor, das Querdenker-Training par excellence. Darüber hinaus entwickeln sie neue, tiefgreifende Anwendungsmöglichkeiten für die Arbeit mit systemischen Strukturaufstellungen und stellen deren Umsetzung ausführlich dar.
Diese Neuauflage wurde u. a. um Erläuterungen und Übungen zum Gegensatz der Begriffe „System“ und „Struktur“ erweitert, die den Unterschied zwischen Strukturaufstellungen und Systemaufstellungen verdeutlichen. Das Glossar zur systemischen
Strukturaufstellungsarbeit wurde ebenfalls ergänzt.
...aus dem....
VORWORT VON HEINZ VON FOERSTER
Ganz im Gegenteil! Ganz im Gegenteil ist nicht ein Gegen-Teilen, es ist ein Mit-Teilen, ja ich würde sagen, es ist ein Er-Teilen von Fähigkeiten, die es dem Empfänger möglich machen, die zahlreichen Zauberformeln dieser außerordentlichen Sammlung unfehlbar wirken zu lassen. Die mechanische Vorrichtung dieses Programms ist ein Zauberstab, den die Verfasser „Querdenken“ nennen. Man berührt mit diesem Stab gewisse Aussagen, die im Volksmund „Probleme“ genannt werden, und, presto!, sie sind verschwunden. In der Umgangssprache spricht man dann von „Lösungen“.
Schließt man sich einer Wortbildung an, die einen Lehrbereich gewisser Fachrichtungen mit der Nachsilbe „-ik“ charakterisiert, wie Physik, Mathematik, Rhetorik etc., dann fällt die vorliegende Abhandlung in den Bereich der „Problemik“.
Ganz im Gegenteil, höre ich die Verfasser mir zurufen, „wenn schon, dann muß es hier ,Heuristik‘ heißen!“ Das kommt von heureka!, „Ich hab’s gefunden!“, nach dem Ausruf von Archimedes, der, in seiner Badewanne sitzend, das berühmte „Archimedische Prinzip“ erfand.1 Aus meinem Mißgriff kann man sehen, daß ich noch nicht bis Nachklang I dieses Werks vorgedrungen war: „Wie wir Lösungen finden, statt sie zu suchen“. Wie geht man da vor? Wie läßt sich die Problemstruktur verstehen? „Wer hat das Problem?“ „Ist es Ihr eigenes Anliegen?“ „Spielen fremde Aufträge eine Rolle?“ Etc. Oder vielleicht: „Wer ist das Problem?“ Wenn man die Problemstruktur gesehen hat, bedient man sich des Zauberstabs „Querdenken“, der das Problem auf den Kopf stellt, es von links nach rechts kippt, es vielleicht von innen nach außen stülpt oder fragt: „Wodurch können wir besonders zuverlässig erreichen, daß das Problem nicht gelöst wird?“ glaubt man, nicht recht gehört zu haben: Das ist ja verrückt! Aber erst wenn das Problem aus seiner alten Stellung verrückt wird, kann man es anders, in der Form seiner Lösung, sehen.
Wie die Verfasser schon zu Beginn feststellen, sind solche Verrückungen gefährlich. So habe ich das selbst einmal feststellen können: Bei Freunden kam einmal der kleine Sohn erst eine Stunde später, tränenüberströmt, von der Schule nach Hause. „Was gab’s?“ – „Ich mußte eine Stunde lang in der Ecke stehen!“ – „Ja warum?“ – „Die Lehrerin hat gesagt, ich sei frech!“ – „Ja wieso?“ – „Sie hat gefragt: ,Wieviel ist 2 mal 3?‘ Ich habe aufgezeigt. ,Also wieviel?‘ Ich sagte: ,3 mal 2‘. Alle haben gelacht, und ich mußte in die Ecke.“ Ich hörte diese Trauerbotschaft und meinte, seine Antwort wäre ganz richtig, aber könnte er sie auch beweisen? Er nahm ein Stück Papier, machte darauf zwei Reihen mit je drei Punkten: „Das ist 2 mal 3“, sagte er, drehte das Blatt um 90°. .....
Matthias Varga von Kibéd
Insa Sparrer
Ganz im Gegenteil
9 überarbeitete Auflage, 2016
256 Seiten
ca. € 25,50
ISBN: 978-3-89670-686-7
Carl Auer Verlag